Die Brettener Artillerie 1504 e.V.

 

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Hemmbacherin

 

 

Mit der Hemmbacherin – einer überschweren Hakenbüchse – hat Geschützmeister Franz Drapal gleich zwei Dinge vollbracht. Er hat sich einen lange gehegten Traum verwirklicht. Und er hat den Brettener Landsknechten eine weitere lautstarke Attraktion verschafft.

Die Idee, eine überschwere Hakenbüchse zu bauen, geisterte schon lange durch Franzens Kopf. Das Problem war nur – es gab keine bekannten Originale, die sich hätten nachbauen lassen. Letztlich musste auf eine Abbildung1zurückgegriffen werden. Mit viel Liebe zum Detail – und zur Funktionsfähigkeit – wurde die Idee zwischen 1999 und 2001 Wirklichkeit.Am Anfang stand ein hochfestes Stahlrohr (Kaliber 25 Millimeter).  Immerhin sollte die Büchse nicht nur gut aussehen, sondern auch ordentlich funktionieren. Zuvor jedoch musste das Rohr umgebaut werden. So galt es, einige Ringe aufzuschrumpfen, einen Zündkanal zu setzen und und und… Alles in allem wurden auch in die Hemmbacherin knapp 500 Arbeitsstunden investiert, wobei eine Helmsheimer Stahlbaufirma massive Unterstützung gewährte.

Der Schaft selbst konnte auf der Abbildung nur erahnt werden. Letztlich aber erwies sich die Eichenholzkonstruktion als sehr gelungen. Der Bock indes besteht aus zwei Massivbohlen, ebenfalls Eiche, die in einer Eisenhülle zusammengesteckt werden. Vorne werden dann zwei Pfosten eingeschraubt – fertig. Ein Mann hält dann die Büchse, die mit dem Haken – daher der Name – auf dem Bock aufliegt. Ein anderer zündet mit einer Lunte. Der Sound ist – nun ja – unbeschreiblich. Je Ladung werden 40 Gramm Pulver verschossen, sowie eine Papiervorlage von 15 Gramm.

Ihren ersten Einsatz hatte die beeindruckende Büchse am 7. April 2001 auf dem Brettener Marktplatz. Es galt, den 50. Geburtstag von Günter Breitenbach – Musketier der ersten Stunde bei den Landsknechten – zu feiern. “Ich wollte die Büchse unbedingt bis zu seinem Geburtstag fertig haben. So einen Termin musste ich mir einfach setzen. Sonst wäre sie wahrscheinlich jetzt noch im Bau”, meinte Franz Drapal anlässlich der Einweihung sichtlich stolz.

Die Arbeit war zu diesem Zeitpunkt ja bereits getan, und auch der im März absolvierte Erstbeschuss war kein Problem, so dass am 7. April die ersten drei Schüsse über den Brettener Marktplatz hallen konnten. Natürlich wurde das gute Stück mit Sekt eingeweiht – man muss ja Stil beweisen! Seitdem durfte die Hemmbacherin auf diversen Festen ertönen. Ihre Fans hat sie dabei längst gefunden. Und seit dem 16. Juni 2001 hat sie auch ihr Namensschild. Bei der Eröffnung des Zaisenhausener Straßenfestes wurde die Messingplakette mit der Hemmbacherin – Prägung angebracht.

Woher der Name jedoch stammt, das erzählt dieses Schild nicht. Das wissen nur eingeweihte Vereinsmitglieder. Günter hat nämlich zuweilen ein besonderes Verhältnis zu seiner Muskete, die gelegentlich nicht so will, wie der Günter gerne möchte. Das hat möglicherweise etwas mit dem Putzen zu tun. Gleichwie, nachdem die Muskete mal wieder nicht losging, war Günter rasch der gehemmte Schütze, und in Anlehnung an seinen Namen Breitenbach dann eben der ‘Hemmbach’. Na ja – und so bekam die Hakenbüchse den Namen Hemmbacherin ab…

Nur ging DIE bis jetzt immer los – völlig egal, wie lange man im feuchten Klima der dolomitischen Nacht Zündkraut, das sich immer sofort wieder mit Nässe vollsaugt, nachfüllt. Und wird es wohl auch weiterhin tun…

 

 

Die Abbildung stammt aus: Liliane und Fred Funken: Rüstungen und Kriegsgeräte der Ritter und Landsknechte, Mosaik Verlag München 1980, Seite 133.